Ausgabe Nr. 4/2015
Themenheft "Resilienz: affirmativ und kritisch"
Dieses Themen-Heft des Kriminologischen Journals versammelt Beiträge und Überlegungen zum Thema "Resilienz". Es handelt sich bei diesem Begriff um eines der neuen Schlagworte, die - nicht nur - im Bereich der Kriminalitäts- und Sicherheitsforschung Konjunktur haben.
Inhalt
Resilienz - Konjunktur - Begriff. Einleitung in das Thema
Reinhard Kreissl
Dieses Themen-Heft des Kriminologischen Journals versammelt Beiträge und Überlegungen zum Thema "Resilienz". Es handelt sich bei diesem Begriff um eines der neuen Schlagworte, die - nicht nur - im Bereich der Kriminalitäts- und Sicherheitsforschung Konjunktur haben.
Das Unbekannte regieren: Risiko trifft Resilienz
Mareille Kaufmann
Im gegenwärtigen sicherheitspolitischen Diskurs stellen Risiko und Resilienz zwei Modelle dar, die unbekannte Zukunft zu regieren. Dieser Artikel bietet eine kritische Konzeptualisierung beider Begriffe und diskutiert ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede als zwei verschiedene Regierungsmodelle. Beide sind charakterisiert durch ihre Zukunftsorientierung, ihr Ziel, gesellschaftliche Austauschprozesse zu gewährlisten und die Einbindung des Bürgers in sicherheitspolitische Praktiken. Der Artikel zeigt auch Unterschiede bezüglich ihrer erkenntnistheoretischen und ontologischen Grundannahmen, sowie ihrer Zeithaftigkeit und ihres Sicherheitsverständ nisses auf. Wo sich Risiko und Resilienz treffen, so die Konklusion, muss sich der gefährdete Bürger nicht nur gewissenhaft und vernünftig gegen Schaden versichern, sondern auch sich selbst und seine Sicherheit im Notfall neu erfinden.
Resilience as warfare: Interventions and the Militarization in Haiti and Somalia
Louise Wiuff Moe/Markus-Michael Müller
Der Beitrag analysiert die Militarisierung von Resilienz in Interventionskontexten. Durch eine Analyse der Implementierung von Resilienz-basierten Aufstandsbekämpfungsstrategien in Haiti und Somalia zeigen wir, dass die Inkorporierung von Resilienz-Denken in scheinbar wohltätigen bottom-up Sicherheitsbemühungen externer Akteure in von "fragiler Staatlichkeit" gekennzeichneten Interventionskontexten zunehmend zu einer Militarisierung sozialer Beziehungen führt.
Resilience and Resistance to Surveillance under the Austerity Regime in Greece 2010-2014
Minas Samatas
Der Beitrag analysiert Resilienz als Widerstand am Beispiel der Reaktion der griechischen Bevölkerung auf das Austeritätsregime in den Jahren 2010-2014. Zu nächst werden der Begriff der "Austerity Surveillance" (AS) und die grundlegende Mechanismen und Methoden eingeführt. Anhand von Daten aus qualitativen Studien werden die Wirkungen von AS dargestellt sowie die Formen des resilienten Widerstands diskutiert. Zusammenfassend wird gezeigt, dass und warum AS in Griechenland nicht wirksam war. Die Wahlentscheidung gegen die nationalen und heimischen Vorgaben und das Votum für ein linkes Regierungsbündnis verstehen wir als resiliente Reaktion.