Defund the police! – Und dann?

Call for Paper für ein Themenheft des Kriminologischen Journals über Alternativen zur Polizei

„Defund the Police!“ („Streicht der Polizei die Mittel!“) fordert die #BlackLivesMatter-Bewegung in den USA, die strukturelle Polizeigewalt kritisiert und deren Kontinuitäten bis zu den Sklavenpatrouillen der Kolonialzeit zurückverfolgt. Auch in Deutschland verbreiten Aktivist*innen den Slogan und verweisen auf tödliche Effekte von Racial Profiling, das oft zugleich Class Profiling ist. Die Bewegungen entwerfen konkrete Alternativen zum Polizieren (z.B. Sicherheitsproduktion durch soziale Absicherung oder Dekriminalisierung), und sie adressieren gleichzeitig die Herrschaftsverhältnisse, in welche die Polizei eingebunden ist.

Allerdings reichen Prävention und Laissez Faire allein nicht aus. Gerade marginalisierte Menschen, die am stärksten von Polizeigewalt betroffen sind, bedürfen sowohl des Schutzes vor physischer Gewalt als auch der Mechanismen zur Durchsetzung weiterer Rechte. Daher sind es oft gerade vulnerable Gruppen wie die Schwarzen Communitys in den USA und/oder Feminist*innen, die in abolitionistischen Initiativen eigene Formen der Konfliktbearbeitung erproben. Sie bearbeiten Gewalt und deren Ursachen etwa mittels Community-Notrufen, transformative-justice-Verfahren oder sie patrouillieren als Awareness-Teams auf linken Partys oder Veranstaltungen, bieten Unterstützung an und setzen eigene Regeln durch.

Das Themenheft unterzieht die verschiedenen Alternativen einer machtkritischen Analyse, indem es z.B. fragt: Wie framen die postkolonialen, antirassistischen, feministischen und antikapitalistischen Initiativen ihr Anliegen und wie haben sich ihre Forderungen gegenüber frühen Ansätzen z.B. des black community policing entwickelt? Wo und wie werden bereits Ansätze der Dekriminialisierung, der Konfliktbearbeitung oder der Veränderung sozioökonomischer Bedingungen kriminalisierten Verhaltens erprobt? Welche empirischen Evidenzen gibt es bezüglich der oft hochemotional als über- oder unterlegen diskutierten Modelle (z.B. der Drogenentkriminalisierung)? Welche Fallstricke zeigen sich? Welche Widerständigkeiten gegenüber aber auch Passfähigkeiten mit neoliberalem Regieren sind in die abolitionistischen Projekte eingeschrieben? Wo schlägt selbstproduzierte Sicherheit in Selbstausbeutung oder Selbstjustiz, Gewalt und Exklusion um? Welche Kooperationen, Kooptierungen und Antagonismen zu staatlichen Instanzen existieren? Welche Machtmechanismen zeigen sich, wenn alternative Institutionen sozialer Kontrolle (z.B. Psychiatrie, Soziale Arbeit, aber auch andere Ordnungsbehörden) ehemalige Aufgaben der Polizei übernehmen?

Wir freuen uns über Interessensbekundungen für Aufsätze[1] mittels Abstract (3000 bis 4000 Zeichen) bis 28.2.2021.

Zur Einreichung für das Peer-Review-Verfahren benötigen wir fertige Manuskripte (max. 45.000 Zeichen) bis zum 31.8.2021.

Kontakt: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! und Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 


[1] Manuskripthinweise finden sich unter: https://www.beltz.de/fileadmin/user_upload/Hinweise_zur_Manuskriptgestaltung_KrimJ.pdf

 

 

 

Aktuelles

Center for interdisciplinary Crime Studies (CiCS)

Crime as a Process. Insights into the Dynamics of a Traveling Concept - Erste Tagung des CiCS

Am 04. und 05. Oktober 2024 findet unter dem Titel "Crime as a Process. Insights into the Dynamics of a Traveling Concept" die erste interdisziplinäre und internationale Tagung des "Center for interdisciplinary Crime Studies (CiCS)" an der Universität Siegen statt. Die Tagung ist zudem der öffentlich sichtbare und feierliche Auftakt für die Forschungsaktivitäten des Zentrums!

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„Erzählungen (in) der Kriminologie“

Tagung der Gesellschaft für interdisziplinäre wissenschaftliche Kriminologie (GiwK)

Aufruf zur Beitragseinreichung für eine von der Gesellschaft für interdisziplinäre Kriminologie (GiwK) organisierte Tagung „Erzählungen (in) der Kriminologie“, die nach aktueller Planung im März 2025 stattfinden soll.

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Nachrichten aus der Redaktion

Mit dem Erscheinen von Heft 3/2023 haben sich folgende Veränderungen in der Redaktion des Kriminologischen Journals ergeben. Ausgeschieden ist Andrea Kretschmann, während Roman Thurn, Philipp Knopp und Nils Schuhmacher neu zur Redaktion gestoßen sind. Die Redaktion und der Herausgeber*innen-Kreis bedankt sich ausdrücklich bei Andrea Kretschmann für die geleistete Arbeit in den vergangenen Jahren. Andrea Kretschmann bleibt dem Kriminologischen Journal als Herausgeberin erhalten.

DFG-Graduiertenkolleg "Folgen Sozialer Hilfen"

Tagung am 07./08. September 2023

Die Tagung wird von Kollegiat*innen der ersten Kohorte des DFG-Graduiertenkollegs „Folgen sozialer Hilfen“ organisiert und findet am 7./8. September 2023 an der Universität Siegen (Campus Unteres Schloss) statt. Sie richtet sich an ein interessiertes Fachpublikum aus der theoretischen und empirischen Forschung der Erziehungswissenschaften, Soziologie und Psychologie. In Keynotes, Panelbeiträgen und Postersessions werden die folgenden Themenfelder vorgestellt und diskutiert:

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Kriminologisches Sommerfest 01.07. Berlin

Kriminologiches Sommerfest von GiwK und KrimJ am 01.07.2023 in Berlin

Die Zeitschrift Kriminologisches Journal (KrimJ) und die Gesellschaft für interdisziplinäre wissenschaftliche Kriminologie (GiwK) lade ein zum Sommerfest mit Getränken & Snacks, Preisverleihung des Fritz-Sack-Preises und Buchvorstellung: Marxism and Criminology. A History of Criminal Selectivity von Valeria Vegh Weis.

Ort: Humboldt-Universität zu Berlin, Ziegeleistraße 4

Zeit: 16:00 Uhr

Die Teilnahme ist kostenlos. Für die Planung bitten wir um Anmeldung bis spätestens 20.06.23 unter: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

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